Sonntag, 5. Juli 2020

Statt 12tel-Blick Juni 2020



Manchmal kommt es anders.

Wir freuten uns auf frische Seeluft, Wind und Lummen.

Ein paar Tage vor Abreise gab es diese unsägliche Corona-Sache mit Tönnies im Nachbarkreis und einen Tag später auch den Lockdown in unserem Kreis.

Täglich änderten sich die Reisevorschriften, erst galt ein generelles Beherbergungsverbot in Schleswig -Holstein, später war ein höchstens 48 Stunden alter, negativer C-Test ausreichend,  um ans Meer zu fahren, in jedem Bundesland war/ist die Situation anders.

Am schlimmsten fühlte sich das Ausgestoßensein an. Autos mit bestimmten Kennzeichen wurden zerkratzt, Menschen aus einem bestimmten Verwaltungsgebiet unter Generalverdacht gestellt.

Wir mussten unsere Reise stornieren. Dem Streß brauchten wir uns nicht aussetzen.
Aber es ist schade, wirklich. Wir hatten uns so gefreut.



Unser kleiner Reihenhausgarten ist auch schön und sicher haben wir interessante Ausflugsziele in der Umgebung. Wir machten Pläne.



Es war noch nicht einmal ein halber Urlaubstag vergangen, da zogen dunkle Wolken auf.
Es klingelte und eine Nachbarin stand , als ich die Tür öffnete, sehr weit weg von mir.  Sie müsse ab sofort  Abstand halten - weil ihr Mann positiv getestet sei. 
Blöderweise stand er kürzlich direkt vor meiner Tür, um etwas mitzuteilen.  
 Abstandhalten war leider bisher nicht in seinem Verhalten verwurzelt. So schnell kann man manchmal  auch nicht ausweichen, wie einem die ungewollte Nähe zugemutet wird.

Keine 10 Minuten später rief das Gesundheitsamt bei mir an und teilte mir mit, dass ich als Kontaktperson eines nachweislich Infizierten ab sofort 14 Tage in Quarantäne sei. Mein Sohn, der mit mir im selben Haushalt lebt, nicht, da er keinen Kontakt mit dem Infizierten gehabt hätte.




Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich registriert hatte, dass das keine "versteckte Kamera" ist und ich mich auch nicht im falschen Film befinde... der Albtraum ist Realität. Und ich bin Hochrisikopatientin. Deshalb war ich bis jetzt immer sehr vorsichtig und habe meine Kontakte auf das Minimalste beschränkt, Abstand gehalten, mich mit Maske geschützt usw.
Ich fuhr auf Anweisung am nächsten Morgen zum Abstrich in den Nachbarort. Eine Teststelle nur für Kontaktpersonen.



    Ich habe umgehend alle meine Schutzengel aktiviert. Den mittleren werden einige von euch vielleicht erkennen, den hab ich mal bei  Maike Töpperwien gekauft.  Schutzengel kann man immer gebrauchen.



12tel-Blick? Leider nicht vor dem 11.07.20 möglich.

Beim Verlassen des Hauses ohne ausdrückliche Genehmigung des Gesundheitsamtes drohen mir 25.000 Euro Geldstrafe, Unterbringung in der geschlossenen Anstalt, oder 2 Jahre Haft. Also nur in den Garten gehen und Stieglitze gucken. Was heißt nur.  Der Vogel ist wunderhübsch, ein Eichhörnchen und ein Rotkehlchen kommen neben Tauben und Spatzen auch.  



Mein "Meer" ist jetzt im Garten, mit dem Lummenfelsen versteckt im Schilf links....




     Hortensien und Salbei blühen, ein kühles Lüftchen weht,




Lavendel und vor allem der Liebesperlenstrauch locken Bienen und Hummeln an... es summt und brummt.




                   Ein Ableger der Seerose  hat Drillinge....




               Mein neuer großer Salbei, rechts daneben eine kleinere Art... ist noch gar nicht eingepflanzt.




Lavendelernte.


Ich habe also den Test am Dienstag gemacht und am Freitag endlich die erlösende Nachricht erhalten: negativ!

Trotz allem dauert die Quarantäne weiter an, da die maximale Inkubationszeit 14 Tage beträgt.
Die netten "Murmeltiere" vom Gesundheitsamt rufen mich jeden Tag an und erkundigen sich nach eventuellen Symptomen. Ich hoffe, ich bekomme auch keine Symptome mehr. 

Ich hab' so Wut auf Leute, die keinen Abstand halten und die sich dann, wenn sie eindeutige Symptome haben, weil es so praktisch ist,  in die lange Schlange einer Teststelle einreihen, die nur für Leute gedacht ist, die in den Urlaub fahren wollen.

Ich bin in dieser Woche durch die Hölle gegangen. Ich konnte nicht schlafen, hatte eine 
ungeheuere Wut und Angst. 

Außerdem stellte sich heraus, dass Menschen, die als Kontaktpersonen in Quarantäne sind und gerade Urlaub haben, nicht über das Infektionsschutzgesetz abgedeckt sind. Es ist ein normales Lebensrisiko, wenn man seinen Urlaub nicht so gestalten kann, wie man es vorhatte. Pech.

Mir gehen also 
mehrere Urlaubstage verloren, die ich in Streß zu Hause verbringen musste. Mein Arbeitgeber ist wirklich nett gewesen und hat mir nach 3 Tagen angeboten, meinen Urlaub abzubrechen und ins Homeoffice zu gehen. 

Über allem steht aber, dass ich und wir alle gesund bleiben.  Das ist das Wichtigste. Deshalb ist es für mich keine Frage, dass Abstand und Maskenpflicht beibehalten werden.

Der 12tel Blick wird nachgeholt.



Verlinkung zu Eva Fuchs



4 Kommentare :

  1. Das. ist dann schon was anderes, wenn man betroffen ist, da hat man vorher gut schwätzen. Wir, der Herr K. und ich können uns gut vorstellen, wie es dir geht. Es ist ja alles so wenig absehbar. Hier im Krankenhaus um die Ecke gibt es jetzt auch wieder ein Besuchsverbot, weil sie neue infizierte Patienten haben ( Hotspot ist ein Haus im größten Pflegeheim der Stadt ). Da ist man selber vorsichtig ( und wird dafür noch angemacht wie es mir im Blog öfter passiert ist ), und andere nehmen sich das Recht heraus, andere zu infizieren ( wobei ich das bei deinem Nachbarn jetzt gar nicht beurteilen kann. Mein Bruder, Hausarzt min einem Nachbarkreis von Heinsberg, hat sich wohl auch infiziert, zumindest hat er Antikörper. Er hatte auch entsprechende Patientinnen...
    Schön, wie dir die kleinen Freuden des Lebens zuwachsen! Ich drücke dir die Daumen, dass alles gut geht!
    ❤️lich
    Astrid

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  2. Danke, liebe Astrid! Bleibt ihr auch gesund. Es ist gut, Abstand zu halten und notfalls auch darauf hinzuweisen, kann man gar nicht oft genug sagen.Alles Liebe!

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  3. Ach je, das ist ja wirklich nicht schön. In diesen Zeiten müssen wir wohl alle aufpassen und uns einschränken. Es gibt immer wieder Menschen, die das Thema Ansteckung nicht so ernst nehmen.
    Ich hoffe, dass deine Quarantäne gut vorübergeht und vielleicht hat ein Urlaub zuhause auch etwas gutes. Manchmal erwacht in der Ruhe eine neue Kraft.
    LG susa

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  4. Du Arme, das ist ja wirklich ärgerlich. Die Leute werden derzeit auch immer nachlässiger und gedankenloser. Wenn man sich dann wehrt und auf Abstand besteht, gilt man gleich als unfreundlich.
    Ich drücke dir feste die Daumen!
    Liebe Grüße
    Andrea

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