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Montag, 3. Oktober 2016

Ons' lieve Heer op Solder - Unser Lieber Herr auf dem Dachboden

Als ich die Reise mit meiner Freundin nach Amsterdam plante, erinnerte ich mich an eine Fernsehsendung des WDR über Amsterdam: "Wunderschön".
Gezeigt werden da für den jeweiligen Ort/die Landschaft, die gerade Thema ist, interessante Sehenswürdigkeiten und dazu "Geheimtipps" der Zuschauer.

Die allermeisten Zuschauertipps kamen für eine versteckte Kirche:

"Unser Lieber Herr auf dem Dachboden"

Gefunden haben wir sie eher zufällig....  auf einem Streifzug  durch das Rotlichtviertel "De Wallen".
Sie liegt nur ein paar Schritte von der Oude Kerk, der Alten Kirche, entfernt. Diese ist das älteste, noch erhaltene Bauwerk der Stadt. Das Rotlichtviertel ergießt sich ringsherum. Tolerante Niederländer.




Die Kirche "Unser Lieber Herr auf dem Dachboden" ist eine Versteckkirche.
Hinter der typischen Fassade einer Grachtenvilla aus dem 17. Jahrhundert verbirgt sich - auf dem Dachboden - eine vollständige, katholische Kirche.
Während der Reformationszeit war es den Katholiken verboten, ihren Glauben hier frei zu praktizieren, das ist wenig bekannt und mit der Toleranz der Niederländer nicht auf den ersten Blick vereinbar. 

Deshalb richtete der Kaufmann Jan Hartman, gebürtig aus Coesfeld, auf dem zusammengefassten Dachboden seiner Villa und zweier angrenzenden Gassenwohnungen eine versteckte katholische Kirche auf dem Dachboden ein. Das war im Jahr 1662.




Die Eingangsfront des Museums ist heute sehr modern gestaltet und im Inneren setzt sich das in einem abgetrennten Ausstellungsteil fort. Die Audio - Führung (oh, sogar mit Scanner!)
beginnt bei einem Modell des Hauses und einem Fass aus der Zeit, in dem das Grachtenhaus gebaut wurde.




Man betritt das eigentliche Museum durch die Gassenwohnungen, die nach Ausgrabungen in der Sickergrube, bei denen man viel altes Delfter Porzellan und weitere Gebrauchsgegenstände aus der damaligen Zeit fand, in den fast ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden konnten.




Der Saal, in dem der Kaufmann Jan Hartman Gäste empfing. Er sollte möglichst sein kaufmännisches Ansehen und seinen Reichtum widerspiegeln.


                                                                                                                                 Quelle dieses Fotos

Auf knarrenden Stufen geht man durchs ganze Haus. Schaut alte Küchen, Wohnzimmer, die nachts als Schlafzimmer genutzt wurden, mit Alkoven,   in denen man halb sitzend schlief, an. Bis man auf dem Dachboden ankommt:




Von außen gab es keinen Hinweis auf die Existenz dieses Kleinods.
Die niederländischen Behörden wussten natürlich von der Existenz dieser Kirche,
aber: Toleranz für andere Religionen war/ist ihnen wichtig. 
Trotzdem durfte der katholische Glauben nur im Verborgenen praktiziert werden.








Über 200 Jahre diente diese Versteckkirche den Katholiken in Amsterdams Innenstadt als Pfarrkirche.
Man kann gar nicht genau sagen, wann ein Bewusstseinswandel in religiöser Hinsieht eingesetzt hatte, die ablehnende Haltung der Niederländer gegen den Katholizismus blieb lange erhalten.
Viele später erbaute katholische Kirchen wurden mangels Besuchern später umgewidmet oder sogar abgerissen.



                                           Die Taube unterm Dach symbolisiert den Heiligen Geist.







                                          Ausblick aus dem Dachbodenfenster




Die Existenz der 4 Amsterdamer Versteckkirchen scheint allerdings gesichert zu sein. Diese hier ist bereits seit 1888 Museum. Nach dem Rijksmuseum das zweitälteste Museum Amsterdams.
Ihr jetziges Aussehen ist das der Zeit um 1862 . Jan Hartman würde sie also nicht unbedingt wiedererkennen. Er starb 1668 mit 49 Jahren.











Die angrenzenden Räume werden für Wechselausstellungen zum Thema "Religiöse Kunst" genutzt.







    Alabaster-Relief der Eva vom Marienaltar




    Großes Sichtfenster in die Gasse nebenan.








                                                   Kaffee und Kuchen gibt es auch.




                     Seitenansicht in die angrenzende Gasse




                                                     Ansicht vom Kanalboot aus.


Wer also mal in Amsterdam zu Besuch ist, dem sei dieses Museum wärmstens empfohlen. Die meisten Besucher staunen und haben noch nie von diesen Versteckkirchen gehört.
Nebenbei kann man eine Menge über die Geschichte erfahren, die sich in diesen Grachtenhäusern abgespielt hat und alles verbindet sich zu einem authentischen Teil des Lebens in Amsterdam.
Mitsamt des Liebesgewerbes ringsherum. Toleranz ist lebendig hier.







Sonntag, 18. September 2016

Sommer-Finale in Amsterdam

..........  Aus gegebenem Anlass muss ich mal meine Oslo-Serie unterbrechen  ...........

Es fühlt sich manchmal ungerecht an, dass der Vater der Kinder und Ex-Mann mit seiner Freizeit machen kann, was er will, weil ich ja die Verantwortung für den gemeinsamen Nachwuchs trage.

Sind die Kinder dann mal gleichzeitig auf Klassenreise bzw. im Urlaub, dann muss man die Zeit nutzen.

Erst recht, wenn sie auf den eigenen Geburtstag fällt...

Und die beste Freundin auch gerade frei hat...

Also auf nach Amsterdam !
Im letzten Jahr war ich das erste Mal dort, diesmal haben wir übernachtet und hatten die leuchtenden, warmen Sommerabende mitgebucht.










Nachdem wir uns kurz im Hotel frischgemacht hatten, nutzten wir den Abend für einen ersten Grachtenspaziergang. 



Die beleuchteten Brücken habe ich beim ersten Besuch im letzten Jahr nicht sehen können.
Die Abende in Amsterdam sind wunderschön gewesen, es war noch sehr warm, tausende Menschen waren unterwegs, fuhren mit den Booten, ließen an den Kanälen die Beine über dem Wasser baumeln oder picknickten auf dem Rembrandt-Platz (oder saßen in den Coffee-Shops  oder schlenderten durch den Red-Light-District - dies der Vollständigkeit halber!!).



Da die Boote bis spätabends fahren, ist eine Beleuchtung der Durchfahrten durchaus von Vorteil.







Am Rembrandt-Platz




Ausgeschlafen machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in die Innenstadt.  Im Hinterkopf hatte ich den Plan, eine der versteckten Kirchen zu besuchen: "Unser Lieber Herr auf dem Dachboden" heißt diese Kirche aus dem 17.Jahrhundert. Gebaut zu einer Zeit auf dem Dachboden einer Grachtenvilla, als das Praktizieren des katholischen Glaubens hier verboten war.
Ich werde noch näher darüber berichten.




Blick vom Dachboden auf Amsterdam.







In der heißen Mittagszeit genossen wir die Grachtenfahrt in einem offenen Boot, mit etwas Fahrtwind...




    und mit Schatten unter den Brücken...




Eine der ältesten Zugbrücken in Amsterdam:






Hinterm Bahnhof, im Hafen zur Nordsee, die neueste Attraktion Amsterdams: A'dam Lookout.
Ein Aussichtsturm mit 360 ° Panoramablick und mit Europas höchster Schaukel (nix für mich).







                                                 Konkurrenz zu Eau de Cologne?



Der Tag geht mit einem weiteren ausgedehnten Spaziergang durch das abendliche Amsterdam zu Ende. Meine Augen können sich kaum sattsehen...




Das "Nemo", das größte Wissenschaftszentrum der Niederlande, gebaut vom italienischen Architekten Renzo Piano. Das letzte Mal habe ich es vom Schiff aus bewundert, diesmal haben wir uns zu Fuß angenähert, es umrundet und sind dann auf seinem Rücken  hinaufgeklettert:




Von der großen Sonnenterrasse aus kann man wunderbar auf die Stadt und den Hafen schauen.



Das Konservatorium und die anschließenden Gebäude erinnern mich an das neue Hafenviertel in Oslo, oder an die Hafen-City in Hamburg.

Es waren wunderbare Tage in Amsterdam mit meiner Freundin. Und es gibt immer wieder vieles Neues zu entdecken.


Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche!