Samstag, 7. März 2015

Kleine Mädchen mit Seele

Ich weiß auch nicht, wie das kommt. Sicher ist aber, dass die kleinen Mädchen und Jungen, die bei mir entstehen, eine eigene Seele haben. Ja, ganz sicher.

Schauen wir uns das doch einmal an.



Schafwolle, aufgerollt wie eine Schnecke. Ist da "Seele" drin? (Ich muss gerade an die Fragen meiner Kinder denken... ihr wisst schon, diese Werbung mit dem Wodka...)
Aufgerollt - ich finde keine Seele,  aber Wärme. Das ist doch auch Seele, oder?

Ich mochte so gerne die Filme um den Psychotherapeuten Bloch (Dieter Pfaff). Sie begannen immer so:

Die Seele ist in einem ganz tief drin. Im Herzen. Manchmal kann man sie spüren. Nachts, wenn man alleine ist. Wenn die Seele krank ist, geht man ins Krankenhaus  oder zum Hautarzt. Die Seele wiegt einen und ‘nen halben Kilo.
(gesprochen von einer zarten Kinderstimme).




Schafwolle wärmt. Mohairwolle auch.
Ganz langsam nähert sich die Schnecke ihrer Vollendung. Fein gehäkelt mit langhaarigem Mohair, jedes Härchen extra aufgestellt. Der weiche Haarschopf des Mädchens entsteht. Von außen ist sie viel kuscheliger:



Wenn so ein kleines Mädchen auf die Welt kommt, dann mache ich mir Gedanken, was es haben muss, damit es gut zu dem Menschen passt, der es bekommen soll. Soll es ein ganz kleines Mädchen oder ein größeres sein? Welche Körperform, Haarfarbe, welchen Gesichtsausdruck, welche Augenfarbe soll es haben und wie ist es gekleidet?
Ich denke ganz viel an den Menschen, der es bekommen soll. 
Wie er ist, wie ich ihn mit meinen Augen und Erfahrungen sehe. 
Welche Farben er liebt und welche Materialien. 
Wenn ich an den Menschen denke und mich damit beschäftige, was er mag, dann bin ich erfüllt mit Hingabe, Wärme und Liebe. Formt das eine Seele?


Ganz sorgsam forme ich den Körper, und nach und nach kommt die Kleidung dazu. Ich besitze einen kleinen Fundus an wunderschönen Stoffen, manchmal fehlt mir eine besondere Farbe oder ein Design und dann macht es Spaß, dies extra für dieses Wesen zu beschaffen.
                                                       


Inzwischen dürfen die kleinen  Wesen auf meinem Schaffell einen ersten Blick in die Welt wagen.





Unterhöschen gehören unbedingt zur Grundausstattung. 




                           Kleine, warme  Schuhe auch, manchmal auch gehäkelte Röschen aus Mohair.




         Ein Kleid, das im Sommer einzeln getragen werden kann, eine Hose, wenn es kühler wird,
                                           eine kuschelige Mohairjacke für den Herbst...




                                               Wenn der Sommer kommt...




                       Kleine Details wie Haarspängchen oder anderes persönliches kommt hinzu....



                                               Zum Beispiel ein passendes Spielzeug...




                            
                         Ja, sie hat eine Seele.

 Es gibt zu diesem Thema eine schöne Geschichte, die 1922 das erste Mal erschienen ist (Margery Williams : "The velveteen Rabbit"). Es geht um einen samtenen Stoffhasen, der einem kleinen Jungen neu geschenkt wird. Dieser unterhält sich in der Spielzeugkiste mit einem sehr alten Lederpferd.

"Was ist echt?" fragte der Stoffhase eines Tages das Lederpferd. "Meint es, dass in einem drin etwas zu summen beginnt?" - "Echt ist nicht, wie du gemacht bist," sagte das Lederpferd. "Es ist etwas, was dir geschieht. Wenn ein Kind dich für lange Zeit liebt und nicht nur mit dir spielt, wenn du ganz fest geliebt wirst, dann wirst du echt, wirklich und real. Der Onkel des kleinen Jungen machte mich vor vielen, vielen Jahren wirklich; und wenn du einmal wirklich bist, kannst du nie wieder unwirklich sein. Es wird für immer dauern."- "Schmerzt es?" fragte der Hase. "Ja, manchmal, aber wenn du real und echt bist, dann macht dir dies nichts aus. Es dauert sehr lange, du wirst sehr viele Haare verloren haben, weil du so oft gestreichelt worden bist. Du hast vielleicht keine Augen mehr und du bist schäbig. Aber du kannst nie wieder hässlich sein, außer für Leute, die nicht verstehen, was echt ist."




4 Kommentare :

  1. ich finde du hast alles so gut erklärt was man fühlt wenn man deine Puppe sieht ! und bei mir ist auch leben hinter meine bilder, nicht nur farbe viel mehr.
    schöner Sonntag !
    Monique

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  2. Liebe Sabine,
    ein wundervoller Post über die Seele, die Liebe und die Hingabe.
    Ich bin mir sicher die künftige Puppenmamas oder der Puppenpapas machen Deine Puppen zu echten Wesen.
    Deine Leidenschaft fürs Puppenmachen ist so spürbar, Deine Gedanken formen ganz bestimmt die Seele.
    Unterhöschen finde ich auch wichtig für Puppen, meine Jungs zogen ihren Puppen auch immer welche an. Mein zweiter und mein dritter Sohn spielten hingebungsvoll mit ihren (gekauften) Puppen und ich benähte die Puppen nach den Wünschen der Jungs.
    herzlich Judika

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  3. Hallo Sabine,
    ganz toll sieht deine Puppe aus und auch die Geschichte ist wunderschön! Mein Sohn hat auch so einen Teddy, der echt geworden ist.... - seit mehr als 9 Jahren kann er nicht ohne ihn und ich musste ihn schon nähen und so oft neue Klamotten annähen, weil er sonst schon total durch wäre. Er ist schäbig, aber geliebt ohne Ende :-)
    Liebe Grüße
    Marion

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  4. Wie liebevoll und mit welchem Blick für zarte Details Du Deine kleinen Wesen formst. Sehr schön sind sie.

    Liebe Grüße!
    Mond

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