Mittwoch, 30. Dezember 2015

2015 - einmal die ganze Bandbreite bitte



Das Jahr 2015 - für mich war es ein Arbeitsjahr, an mir und an meinem Leben. Voller Gegensätze.
Gipfel und Tiefen. Aber niemals ohne Hoffnung und Humor.

                                                                                                                                             
                                                                                                                                                                               Der Königssee
Das Highlight des Jahres war eindeutig:
die erste große Reise nach dem "privatrechtlichen Desaster", das soviel Kraft, Durchhaltevermögen und Wehrhaftigkeit erforderte.
Die Reise ging folgerichtig in eine andere Richtung als gewohnt, nicht an die Nordsee, sondern in den Süden. Dreigeteilt.  Königssee - Langenlois- Wien.
In Anfängen habe ich schon etwas davon gezeigt. Zustande kam sie, weil mein Vater im Preisausschreiben 4 Tage in einem wunderbaren Hotel in der Nähe der Wachau gewonnen hatte.
Ich Glückliche - er hat mir diesen Gutschein geschenkt!
Den Rest habe ich ringsherum gestrickt. Gefahren sind wir mit der Bahn, was super geklappt hat, aber einen großen Aufwand an Organisation erforderte.





                                                                                                                                       Großglockner

Wir (mein jüngster Sohn und ich) bestaunten Höhen und Tiefen. Man muss Täler durchwandert haben, um Höhen schätzen zu können, sagt man.




Herrlich. Kitschig. Das berühmte St.Bartholomä am Königssee.





Gemütlich, freundlich, perfektes Frühstück und jederzeit Getränke im kühlen Keller - unsere Pension in Schönau am Königssee.

Wieder ein Gegensatz - am nächsten Punkt unserer Reise, die uns über Salzburg nach Langenlois
(ja- hab' ich vorher auch noch nie gehört) führte. Das LOISIUM Wine & Spa, ein großartiges
4 Sterne-Hotel im Kamptal nahe Wien, mitten in einem Weinbaugebiet.




Ein Naturbadeteich, in dem man schon morgens vor dem Frühstück förmlich durch die Weinberge schwimmen kann... traumhaft. (Ich bin das nicht im Wasser)




        Und dieser traumhafte Blick.




Das Dörfchen ist wirklich zauberhaft und hier dreht sich alles um Wein, um Sommerkonzerte, Kultur, Erlebnisgärten...




Das Restaurant "Vineyard" im Haus hat ein umwerfendes Frühstück, wie ich es noch nicht erlebt habe, das Essen mittags und abends ist fantastisch, je nach Saison:




Gleich nebenan, man kann durch die Weingärten laufen, findet man die Loisium-Weinerlebniswelt.




Bacchus erwacht, ein Laserkonzert beschreibt die Herstellung eines guten Kamptaler Weines.




Bevor man die unterirdischen Kellergänge betritt, begrüßen uns in uralter Zeichensprache die Geister des Weines...




Schon wieder ein Gegensatz - vom feinen Wein- und Design-Hotel mit vortrefflichem Service und ehrlicher Freundlichkeit fahren wir weiter in die atemberaubend schöne Stadt Wien.



Vom Dach des altehrwürdigen Kaufhauses "Steffl" in der Kärtner Straße Richtung Stephansdom geschaut.




                    Die Secession mit dem weltberühmten Beethovenfries von Gustav Klimt.



Die Staatsoper am Abend, fußläufig von unserem Hotel zu erreichen, mit einem grandiosen Konzert des Mozartorchesters, dem Opernchor und Solisten aus der "Zauberflöte", sowie ein wenig Johann Strauß - es war herrlich.




 Ein Blick durch den Eingang einer Loge.... vielleicht sitzt da bald wieder Mörtel Lugner beim               Opernball. Sieht etwas "sündig" aus, oder?




                                    Im Café Sacher, ohne Worte.  Auch eine Sünde, eine süße.




Auf dem Naschmarkt..



Im ältesten, noch bestehenden Zoo der Welt, dem Tiergarten Schönbrunn in Wien.
Fröhliches Abtauchen, das Beste, was es gibt, bei dieser Hitze.



Der kleine Panda Fu Bao, 2 Jahre alt, ist in Wien geboren und inzwischen nach China übergesiedelt.




Zurück nach Hause mit tausend schönen Erlebnissen im Gepäck.



Es gab noch diverse Klippen und Untiefen in 2015, die umschifft werden mußten.
Der Himmel kann nicht immer voller Geigen hängen (gesehen im Konservatorium in Amsterdam),
aber das Leben stört es nicht, es geht weiter... 

Ein Jahr voller Gegensätze geht zu Ende. 

Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern ein glückliches und erfülltes 2016, ich danke euch für's Lesen, für Kommentare und die Freude an gemeinsamen mail-art-Aktionen!










Freitag, 25. Dezember 2015

Fisch am Weihnachtsfreitag


Fisch an Weihnachten ist ja gar nicht so abwegig  - im Gegenteil.
Fisch als festliches Weihnachtsessen hat Tradition. Meine Großeltern bereiteten dann immer den berüchtigten "Karpfen blau" zu. Für uns Kinder gab es immer etwas, was mal fliegen konnte.
Ente zum Beispiel.
Am Weihnachtsbaum haben wir seit Jahren schon Fische:



Sehnsüchtig und auch etwas verzweifelt suchen sie auf dem Gemälde von Carl Larsson ("Das Bauernhaus und das Waschhaus", 1894) nach einem See, besser vielleicht nach einem Eisloch in einem See ...



Neben den Fischen (es existiert noch einer, aber der ist grad' nicht zu finden) gibt es auch noch eine Flaschenpost (Help!), vermutlich konnte der 3. Fisch bereits erfolgreich gerettet werden....




                             Dieser hofft das auch inständig. Ich kann das sehr gut verstehen.




                   Weitere Weihnachtsfische heute bei Andiva! Und habt weiter frohe Weihnachten!










Mittwoch, 23. Dezember 2015

Frohe Weihnachten



Still ist's hier geworden. Nur ganz wenig weihnachtliches Dekozeugs ist hier eingezogen.
Und doch ganze viele Zeichen dessen, was Weihnachten bedeutet... aneinander denken, liebevolle kleine Geschenke machen und bekommen, sich umeinander kümmern und - wenn man das Jahresende auch noch ins Visier nimmt, sich befreien von Überflüssigem und sich auf's Wesentliche konzentrieren.







Engel kann man immer brauchen. Also hab' ich mir einen im Shop von Frau Wien ausgesucht. Ich mag diese freundlichen Wesen sooo gern.  Und ich bin ein Fan von ihr. Vielen Dank für den liebevollen Versand dieses himmlischen Wesens!




                     Fröhliche Weihnachten Euch allen, habt es schön und genießt die freien Tage!









Samstag, 5. Dezember 2015

12tel Blick im November 2015


                      Ziemlich trostlos sieht es aus, nach den vergangenen bunten Tagen ...


Freitag, 30. Oktober 2015

12tel Blick im Oktober 2015



Diesmal nur ein Bild.
Leise Sehnsucht nach vergangener Gartenfülle - nun ist alles bunt und alles Rote und Gelbe segelt langsam zu Boden...
Auch der Apfelbaum vorn hat sich verwandelt. Zurück in einen Säulenapfelbaum.
Es schien, als wäre er über die Jahre  zu einem Baum mit Krone geworden.
Das ist nicht seine Art, zu leben und Früchte zu tragen. Deshalb tat er das auch nicht mehr.
Ich bin gespannt, wie's  nächstes Jahr um ihn steht. Die Wunden sind verschlossen und die Sicht ist auch wieder frei... was aber nicht Sinn der Aktion war.

Bei Tabea versammeln sich die anderen schönen 12tel Blicke....


Samstag, 24. Oktober 2015

Ahorn-Glühen

Ich schaue immer wieder in den  Garten hinaus, viel zu kurz ist das glühende Glück.
Aber allein dafür lohnt es sich, Ahorn im Garten zu haben. Ich liebe es.





Es sind nur ein paar Tage, an denen er "glüht".
Ich glühe zufällig gerade auch, bin ziemlich heftig erkältet.




Wenn die ersten Blätter plötzlich trocken werden, dann dauert es nicht mehr lange und es ist vorbei mit der Pracht.




Auch immer wieder schön anzusehen: der Liebesperlenstrauch davor.




Die schönen lila Perlen bleiben nicht lange erhalten, die Stare und andere Gefiederte mögen sie sehr gerne.


Und sonst so: neben Husten und Unwohlsein habe ich gestern etwas sehr Schönes gefunden: drei 30 Jahre alte Briefe von meinem Großvater. Sehr liebevoll und zugewandt geschrieben.
In einem Schuhkarton, den ich eigentlich komplett ohne Anschauen wegwerfen wollte.... so nach dem Motto, was du Jahre nicht gebraucht hast.... entsorgen.

Jener Großvater, der den Karl Hans Janke aus dem letzten Post näher kannte.

Morgen jährt sich zum 29. Mal der Tag, an dem mein Opa für immer eingeschlafen ist...

Ich bin froh, dass ich diese Briefe gefunden habe. Danke, Opa!



Donnerstag, 15. Oktober 2015

Genie und Schizophrenie ?

Ferienzeit - Zeit für einen Besuch bei den Großeltern. Manchmal brauchen die nun älteren Leute etwas Pause und dann gehen wir selbst auf Entdeckungsreise. Wir befinden uns in diesem Fall auf Schloß Hubertusburg. Einst barockes Landschloss von August dem Starken im Leipziger Land,
 siehe auch hier.


Ich selbst kannte es in meiner Kindheit nur als psychiatrisches "Krankenhaus", als riesengroßes Areal mit vergitterten Fenstern, aus denen abends Schreie klangen, gruselig für uns Kinder.
Mein Großvater hat dort bis in die 70er Jahre als Pfleger gearbeitet. Wenn wir Oma und Opa besuchten, dann begegneten wir diesen Menschen manchmal, sie mochten meinen Opa.
Etwa 800 Patienten (betreut von nur 4 Ärzten!) waren dort damals mehr oder weniger freiwillig dort "untergebracht", bei vielen würde "verwahrt" oder "eingesperrt" leider besser passen. Die Psychiatrie in der DDR ist ein eigenes Thema und wurde natürlich vom Regime auch missbraucht, um "lästige" Personen von der Bildfläche wegzubekommen.



Einer dieser Menschen war Karl Hans Janke. Ich habe hier schon einmal über ihn berichtet.
Mein Großvater kannte ihn als höflichen, kultivierten und kreativen Menschen.
Im Schloß gibt es nun eine dauerhafte Ausstellung über ihn, der fast 40 Jahre seines Lebens, bis zu seinem Tod 1988, in den Anstalten im Schloß Hubertusburg im Leipziger Land zubringen musste.



Die Eingangstür öffnet sich, wenn man die Klinke nach oben drückt.

Wer Interesse hat, kann sich in einem kleinen Raum, in dem man unweigerlich die Enge und den Geruch der DDR spürt, einen 45 -minütigen Film anschauen. Karl Hans Janke sitzt beim Anschauen der Dokumentation über ihn und seine Forschungs- und Kunstprojekte praktisch mit am Tisch. Ärzte und Schwestern kommen zu Wort....  ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, es fühlte sich ähnlich bedrückend wie Stasi an, die Macht, Menschen aus dem normalen Alltag zu verbannen, neben wirklich psychisch Kranken und unpassenderweise auch vielen geistig behinderten Menschen (die in einem anderen Umfeld viel besser aufgehoben gewesen wären) "unterzubringen", die unliebsamen, politisch störenden...
Er bezeichnet sich als weichen, empfindsamen Menschen. Als Einzelkind, geb. 1909, bei vermögenden Eltern in Kolberg/Pommern aufgewachsen, machte er sein Abitur und begann 1932 sein Studium der Zahnmedizin in Greifswald. Schon nach dem ersten Semester spürte er, dass er beim Sezieren Schwierigkeiten bekam. Er belegte stattdessen Abendkurse an der TU in Berlin und wird bald auch zum 2.Weltkrieg eingezogen. 1943 wird er nach psychischen Störungen aus der Wehrmacht und dem Lazarett entlassen. Er zieht sich aufs elterliche Gut zurück und entwirft Flugzeugtypen und baut Modelle dazu.


1945 stirbt sein Vater und er muss mit der Mutter aus Pommern nach Sachsen fliehen... Welcher sensible Mensch würde da nicht psychisch leiden? Sicher aber auch robustere Zeitgenossen.




Die Mutter verstirbt 1948 und Janke kann sich ohne die gemeinsamen Bezugsscheine nicht mehr über Wasser halten, beginnt zu verwahrlosen und kann nicht mehr seine "kleinen Dinge des täglichen Bedarfs" herstellen und verkaufen, da ihm die Bezugsscheine für Papier und Pappe fehlen. Er rebelliert dagegen in einem Schaukasten.  "Spielzeuge können nicht mehr gefertigt werden, weil das Material für Kanonen gebraucht wird..." Das wird zum Anlass genommen, ihn zu verhaften.
Das Sozialamt und der Amtsarzt weisen ihn bald in eine psychiatrische Landesanstalt ein. Das "erspart" ihm das Arbeitslager.
Diagnose: Schizophrenie.
So beginnt seine Psychiatrie-Karriere. Die bis zum seinem Tod in 40 Jahren dauern wird.
Ein Langzeit-Psychiatriepatient wurde damals bald wohnungslos und konnte in Folge dessen auch nicht mehr entlassen werden, er hatte ja keine Heimatadresse. Teufelskreis.
Er richtet sich nach vielen Versuchen, entlassen zu werden, in dieses Leben ein und beschäftigt sich mit Zeichnungen und Erfindungen. Man wird 2007 erst bemerken, dass er bereits 1939 ein Patent anmeldete, das 1943 erteilt wurde: ein Vorläufer des modernen Navigationsgerätes und ein Flugzeug.



Ich maße mir nicht an, darüber zu urteilen, wie krank er wirklich war. Heute würde man sagen, dass ein Mensch wie Karl Hans Janke in einer Wohngruppe besser und ausreichend untergebracht wäre.
Seine Höflichkeit sicherte ihm gute Beziehungen zu den Handwerkern der Anstalt, die ihn immer wieder mit Materialresten versorgen konnten.
So saß er stundenlang und versank in seine eigene Welt. Zeichnete, konstruierte und baute Modelle.
Was ihm zur Diagnose "Schizophrenie und Größenwahn" das Symptom "Wahnhaftes Erfinden" einbrachte.


Zwei jeweils etwa 100 zeitige Bücher liegen aus, in denen Janke seine Sicht auf die Entstehung der Welt festgehalten hat.



      Spannend, nicht?






Karl Hans Janke hat sich viel mit dem Thema "Energie" beschäftigt.




Er führte einen regen Briefverkehr mit Behörden, Forschungseinrichtungen und dem Patentamt. Wenn die Klinik den Absendern aber mitteilte, dass Janke Psychiatriepatient ist, erlosch das Interesse jäh. Er dokumentierte und schrieb sehr gerne. Unter anderem auch Liebesbriefe an eine Mitpatientin, Christine...  die er bei den zweimal im Jahr stattfindenden Tanzabenden kennengelernt hatte.



Ich fand es faszinierend, was ein Mensch in so einer Umgebung erschaffen kann. Er mag eine Ausnahme sein... doch immer wieder ist Kunst von Psychiatriepatienten im Fokus der Aufmerksamkeit. Vielleicht hat ihn diese Tätigkeit, dieses Entwickeln und Gestalten, im Rahmen seiner Möglichkeiten, am Leben gehalten und nicht verzweifeln lassen. Er erschuf und erfand sich seine eigene Welt.
Viele seiner Modelle wurden zu seinen Lebzeiten vernichtet, mit Hinblick auf den Brandschutz.
Es wäre zu gefährlich, sie aufzubewahren. Die restliche Sammlung verstauten die Hausmeister im Zuge dessen an einem sicheren Ort, einem leeren Raum im obersten Geschoß. Gefunden und gewürdigt wurde diese Sammlung knapp 20 Jahre nach dem Tod Jankes, als die damalige Chefärztin die Leitung des Hauses an ihren Nachfolger übergab. Seitdem gab es immer wieder Ausstellungen seines Werkes an verschiedenen Orten, u.a. auf der documenta.
Wenn man die Ausstellung verlässt, wird einem die vergangene Trostlosigkeit dieses Ortes noch einmal unabsichtlich vor Augen geführt:



                     Die großen Nebengebäude des Schlosses sind nun schön restauriert.




Puh, das war heftig...




Wir reisen an einen anderen Ort meiner Kindheit weiter, meinen früheren Wohnort Augustusburg, wo ebenfalls ein Schloß August's des Starken steht. Das hier ist es nicht, "nur" ein schön anzusehendes Wohnhaus.




Ein Besuch in einem alteingesessenen Café und der Gang zum Grab meiner kürzlich verstorbenen Patentante.
Der Gang über den Friedhof meiner Heimatstadt hat mich  sehr an meine Kindheit erinnert, mehr als ich vermutet hatte. Ich war schon viele Jahre nicht mehr dort. Inzwischen liegen da einige Lehrer von mir und andere Menschen, die ich kannte.



Ein Tag, der ganz schön zum Nachdenken und Erinnern angeregt hat.