Heute möchte ich dem Thema noch etwas näher kommen.
Achtsamkeit ist also Aufmerksamkeit, deren wir uns bewusst sind.
Ein Meditationslehrer aus Sri Lanka ( Mahathera Gunarantana) hat einmal gesagt:
"Achtsamkeit strebt nichts an, sie sieht einfach, was bereits da ist."
Das hat viel mit Wahrnehmung zu tun. Wir haben zur Wahrnehmung unsere 5 Sinne zur Verfügung:
Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken.
Viele Wahrnehmungen passieren unbewusst, automatisiert. Zum Glück gibt es Filter, die die Wahrnehmungen einschränken, sonst käme es pausenlos zu Reizüberflutungen.
Zu diesen Filtern kommt unsere Fähigkeit, Wahrnehmungen bewusst einzuschränken. Dafür benötigt man Konzentration und Wachheit.
Wenn man achtsam für Sinneswahrnehmungen werden will, dann empfiehlt es sich, sich immer nur einen Sinn "anzuschauen". Eine Woche lang bewusst Gerüche wahrzunehmen, oder Geräusche bewusst zu hören...
Ein wacher "Forschergeist" ist dabei sehr hilfreich.
Wir könnten z.B. versuchen, so zu tun, als würden wir zum ersten Mal in einen Apfel beißen, an einer Rose riechen, eine Geige hören, Samt fühlen oder eine Seerose sehen.
Die Mütter unter uns werden sich sicherlich an den Blick ihres Kindes erinnern, wenn es nach der Milch das erste Löffelchen Frucht- oder Möhrenbrei bekam und einen Unterschied im Geschmack feststellte.
Unser Forschergeist kann sich dann auch auf gewohnte Wege beziehen. Ich schalte ab und an meine automatischen Gewohnheiten aus und betrachte mit meinen Augen meinen Weg neu, so, als würde ich ihn zum ersten Mal gehen oder fahren. Garantiert werden wir Neues sehen, was uns bis jetzt nicht aufgefallen ist.
Im Autopilotenmodus durch die Gegend zu gehen, mit Gedanken schon bei den nächsten Handgriffen, Aufgaben usw. zu sein, das verhindert praktisch, dass man die Gegenwart wahrnehmen und erleben kann.
Seit ich Achtsamkeit übe, bin ich nicht mehr stolz auf die Multitasking-Fähigkeit, die Frauen, insbesondere Müttern, inne wohnen soll.
Im Gegenteil... Multitasking behindert uns nur im bewussten Wahrnehmen. Unsere Aufmerksamkeit muss dann von einem zum anderen springen, hierhin und dorthin und dann tauchen noch andere Gedanken dabei auf (z.B. was passiert, wenn ich den Anforderungen, die andere oder die ich selbst an mich stelle, nicht gerecht werden kann?)... es gibt kaum noch Denkpausen . Und gerade die sind wichtig, um Klarheit über die augenblickliche Situation zu bekommen und die Raum schaffen für eine bewusste Entscheidung, anders zu handeln, als gewohnt.
Übrigens:
Gewonnen habe ich meine Erkenntnisse vor allem in der täglichen Übung und natürlich in der Lektüre verschiedener Bücher (Autoren u.a. Jon Kabat-Zinn, Rick Hanson, Daniel Siegel, Pema Chödrön, Thich Nhat Thanh oder auch "Das Achtsamkeitsbuch" aus dem Verlag Klett-Cotta, geschrieben von H. Weiss, M.E. Harter und Th.Dietz) und in meiner Ausbildung.
Ich wünsche euch allen eine Woche voller achtsamer Momente!